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Verfälschte Kakao-Studie

Veröffendlicht auf Rhein-Main-erleben.de am 14.10.2013

Verfälschte Kakao-Studie


Ist Kakao gut für die Gesundheit?
Bildquelle: "© manwalk / pixelio.de"


Die Wissenschaft forscht. Für Fortschritt, für die Erhöhung des Lebensstandards, für die reine Erkenntnis. Da macht es wenig Sinn, eine Studie zu verfälschen, nur damit sie publiziert und angenommen wird. Nichtsdestotrotz trat vor kurzem wieder ein Beispiel für solche eine Handhabe auf.
In Boston, US-Bundesstaat Massachusetts, in der Harvard Medical School untersuchte eine Forschergruppe die Wirkung von Kakaokonsum auf Senioren. Ihr Ergebnis wurde in dem Fachmagazin "Neurology" veröffentlicht. Es lautete: Kakao bzw. Kakaokonsum könne auf den Zugriff der Energieressourcen des Gehirns positiven Einfluss nehmen.
Das Problem an diesem Ergebnis ist nur, dass es nicht aus dem Aufbau der Studie hervorgeht, die eigentlich etwas anderes überprüfen sollte. Es fand eine Übergeneralizierung statt, mit der man das eigentliche Ergebnis der Studie überging.
Die ursprüngliche Studie und das Ergebnis sahen nämlich folgendermaßen aus: In Kakao, wie auch in anderen Pflanzen, kommt ein Stoff namens Flavonoid vor. Für die Flavonoide gibt es Hinweise, dass sie die Blutgefäße stärken. Es gab also die Überlegung, ob sie, wenn sie dies wirklich tun, die Leistungsfähigkeit des Gehirns stärken könnten, welches aufgrund des hohen Sauerstoff- und Glucoseanspruches stark von Blutgefäßen durchzogen ist. Es gab zwei Probandengruppen, beide mussten 30 Tage lang zwei Tassen Kakao trinken, der eine mit vielen, der andere mit wenigen Flavonoiden versetzt. Das Ergebnis bestätigte die oben genannte Theorie allerdings nicht, es war gleichgültig, welchen Kakao die Probanden getrunken hatten. Der Zugriff auf die Ressourcen, welcher auch neurovaskuläre Kopplung genannt wird und als Maßstab galt, verbesserte sich nur bei 18 der 60 Probanden, die wiederum einen schlechteren Ausgangswert als die anderen hatten und aus beiden Gruppen stammten. Grund für die Verbesserung könnten also auch andere Stoffe oder gar einfach die erhöhte Wasserzufuhr sein.

Nichtsdestotrotz legte man, anstatt dieses Ergebnis stehen zu lassen, welches sozusagen keinen Wert besaß, beide Gruppen zusammen und proklamierte trotz der unterschiedlichen Voraussetzungen der Probanden und des geringen Anteils, bei dem eine Veränderung stattfand, dass Kakaokonsum die neurovaskuläre Kopplung beeinflussen könne.
Eine solche Studienverfälschung hat keinen Wert für die Wissenschaft. Nicht nur, dass sie falsche Fakten verbreitet, sie kann auch zu einer enormen Verzögerung der Forschung führen, wenn sich Wissenschaftler ähnlicher Fachrichtungen auf dieses Ergebnis stützen und weiter in die Richtung forschen, obwohl schon die Ausgangssituation falsch ist.
Zudem weist dieser Fall auf Probleme hin, die es in der Wissenschaft leider häufiger gibt: Publikation werden über die wahren Erkenntnisse gestellt und Kollegen übersehen wohlwollend Fehler, wenn es ihre eigene Forschungsrichtung unterstützt. Dies widerspricht nur leider dem Sinn der Wissenschaft. Dass solche Fälle wie hier aufgedeckt werden, vermindert jedoch hoffentlich die Verbreitung dieser Methoden.
Kakao kann aber durchaus als Placebo wirken. Gemeint ist damit, dass die Einnahme von Kakao (insbesondere in Form von Schokolade) durchaus Wohlbefinden bei Menschen erzeugen kann. Nicht weil es hilft, sondern weil die Menschen daran Glauben!
Quelle: http://www.spiegel.de/wissenschaft/medizin/